Zeltlagerpraxis: Schlechtes Wetter Teil 2

Hier folgt wie versprochen der zweite Teil rund um schlechtes Wetter. Habt ihr Teil 1 eigentlich schon gesehen?

Dieses mal geht es rund um die Zelte. Pflege, Aufbau und Verhalten bei Regen. Ich berufe mich wieder mal auf die Erfahrungen bei der AJC-Jungscharfreizeit.

Pflege

Damit ein Zelt überhaupt wasserdicht ist, muss es imprägniert sein. Das ist es, wenn ihr es kauft. Aber im Lauf der Zeit wird die Beschichtung schlechter. Das merkt ihr spätestens, wenn es im Zeltlager mal regnet, und sich auf der Innenseite eines Zeltes Wassertropfen bilden. Sobald das Zelt trocken ist, solltet ihr die entsprechende Stelle reinigen und mit einem Imprägnierspray besprühen oder mit einer Imprägnierlösung bestreichen.
Imprägnieren und grundsätzlich gut gepflegte Zelte sind also schon vor dem Aufbau wichtige Maßnahmen um die Teilis im Inneren trocken zu halten.

Hier erfahrt ihr mehr über das Imprägnieren von Baumwollzelten.

Falls sich ein Zelt erst während des Lagers als richtig undicht erweist, könnt ihr es komplett mit Kunststofffolie überspannen. Im Baumarkt gibt es vorgefertigte Planen mit Ösen, die man schnell mit ein paar Leinen oder Gummiexpandern befestigen kann.

Richtige Löcher in der Zelthaut sollten schon beim vorherigen Abbau vermerkt und so schnell wie möglich repariert werden. Vermutlich folgt hierzu ein weiterer Beitrag zum Thema „Zelte pflegen und reparieren“.

Aufbau

Der nächste wichtige Schritt findet beim Aufbau statt. Ein gut aufgebautes Zelt verhindert auch die ein oder andere Überflutung.

Grundsätzlich muss man dabei unterscheiden, welche Zeltarten ihr im Einsatz habt. Am häufigsten dürften auf Zeltlagern wohl Spitzzelte verschiedener Arten und Stangen-Gerüstzelte (SG-Zelte) im Einsatz sein.

Baut die Zelte immer so auf, wie in der Anleitung beschrieben. Lest sie eventuell mal wieder durch. Wenn „über mehrere Generationen“ der Aufbau nur von Mund zu Mund weiter gegeben wird, schleichen sich Fehler ein. Nutzt alle Heringe* und schlagt sie ordentlich in den Boden. Wenn es regnet und der Boden weich wird, lockern sich schlecht eingeschlagene Heringe und machen das Zelt instabil. Besonders schlecht ist das, wenn zum Regen noch ordentlich Wind kommt. Wobei meiner Meinung nach die Heringe, die aus Blech gefertigt sind sofort durch T-Heringe ersetzt werden sollten. Die Blechteile sind oft schnell „Rollmöpse“ wenn der Boden etwas härter ist.

Bei Gestängezelten ist darauf zu achten, dass die Zelthaut ordentlich gespannt ist. sonst bilden sich schnell Wassersäcke wenn es regnet.

Bei Zelten mit Schmutzlappen unten gibt es grundsätzlich zwei richtige Arten. Entweder ihr klappt sie komplett nach außen. Das ist gut, wenn ihr keine Böden habt. Das Wasser sickert bei leichtem Regen gut 20 cm vom eigentlichen Innenraum in den Boden. Wenn ihr Böden in den Zelten habt, könnt ihr die Schmutzlappen auch unter den Boden stecken. Dann läuft das Wasser bei starkem Regen gewissermaßen unter dem Zelt durch. FALSCH ist auf jeden Fall, wenn die Lappen über den Zeltboden sind. Das Wasser läuft dann direkt ins Zelt.

Der größte Fehler beim Zeltaufbau ist allerdings der falsche Platz. In einer Senke sammelt sich bei einem Platzregen das Wasser. Wenn da ein Zelt steht, haben auch gut aufgebaute Zelte keine Chance die Teilis trocken zu halten.

Wenn ihr keine Zeltböden habt, sind Feldbetten eine gute Lösung. Nach 10 Tagen auf dem Gras kommt unter einer Luftmatratze auch ohne Regen ein nicht so gut duftendes Aroma hervor. Gepäck kann man gut auf eine Palette legen, damit es vor Wasser geschützt ist.

Verhalten im Zelt

Ihr (und eure Teilis) könnt schon bei trockenem Wetter durch euer Verhalten undichte Zelte vermeiden.

Ein paar Tipps:

  • Keine Kleidung zum trocknen auf die Zelthaut legen. Das schadet der Imprägnierung.
  • Nicht unnötig von innen gegen die Haut fassen. Vor allem, wenn das Zelt außen nass ist, wird es an dieser Stelle undicht.
  • Kein Deo oder andere Sprays im Zelt verwenden. Und schon gar nicht (den eigenen Namen) mit Deo gegen die Zelthaut sprühen.

Verhalten bei Regen

  • Wenn der Wetterbericht Regen oder starken Wind vorher sagt, müssen die Eingänge und Fenster geschlossen werden. Können eure Teilis das selber, wenn es über das Zuziehen eines Reisverschlusses hinaus geht? Erklärt es ihnen möglichst gleich am ersten Tag.
  • Alle Abspannungen und Heringe noch mal überprüfen damit keine Wassertaschen entstehen.
  • Gepäck von den Außenwänden weg rücken.
  • Alles was auf dem Grasboden liegt auf die Palette räumen.

Plan B

Habt ihr einen Plan B falls ein Zelt trotz aller Maßnahmen geflutet wird? Gibt es einen Raum im Haus in dem ihr eine Gruppe einquartieren könnt? Oder ein Aufenthaltszelt das als Notunterkunft dienen kann?

Könnt ihr irgendwo unter einem Dach eine Wäscheleine spannen, um das Gepäck aus mehreren Koffern zum trocknen aufzuhängen?

Auch bei langjähriger Erfahrung war es nur selten der Fall, dass wir einen Plan B nutzen mussten. Aber wenn sich zumindest die HVs oder das Kernteam Gedanken darüber machen, ist im Notfall schneller eine Entscheidung getroffen.

Habe ich irgendwelche Fehler in meiner Beschreibung gemacht? Habt ihr andere Erfahrungen gemacht? Oder was zu ergänzen? Dann tut euch keinen Zwang an und schreibt in die Kommentare.

PS: Beim Durchlesen des Beitrags ist mir aufgefallen, dass alles ziemlich pessimistisch klingt. Das ist wohl dem Thema geschuldet. Natürlich gibt es viele Zeltlager, die bei strahlendem Sonnenschein keine dieser Maßnahmen ergreifen müssen. Und genau so ein Lager wünsche ich euch.

* Ich werfe in diesem Beitrag Heringe und Zeltnägel in einen Topf. Grundsätzlich ist da natürlich ein Unterschied, den ich allerdings in dieser oberflächlichen Beschreibung vernachlässigen kann.

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