Als Elektrikergeselle hatte ich schon viele Lehrlinge auf der Baustelle dabei. Am Anfang müssen sie alles lernen: Wie man Leitungen ordentlich verlegt, wie man Schaltpläne liest – und vor allem, wie sie sicher arbeiten, damit sie keine Stromschläge bekommen. Meine Aufgabe ist, ihnen alles beizubringen, was sie wissen müssen. Und dass die Meisten am Anfang noch gar nichts können, hat nichts mit Dummheit zu tun.
Mit der Zeit machen sie Fortschritte. Sie lernen, worauf sie achten müssen, und irgendwann können sie selbstständig arbeiten. Nach dreieinhalb Jahren machen sie dann die Gesellenprüfung und übernehmen dann selbst die Verantwortung für eine Baustelle.
Die meisten Lehrlinge lernen im Lauf der Zeit was ich ihnen aus meiner langjährigen Erfahrung vermitteln kann. Manche lernen sogar so viel, dass sie mich „überholen“ und die Meisterprüfung machen. Mein jetztiger Vorgesetzter war früher mein Lehrling. Ein anderer hat mittlerweile eine eigene Elektrikerfirma gegründet.
Und dann gibt es diese Lehrlinge, die scheinbar eine eingebaute Lernblockade haben.

Ein Beispiel, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Ich hatte einen Lehrling, der einfach nicht verstehen wollte, dass ein 6er Dübel auch in ein 6er Loch gehört – und nicht in ein 8er Loch.
„Der Dübel mit dem ich den Kabelkanal montieren soll, wird nicht fest.“ Das kann mal passieren, klar. Wenn ich es ihm dann in Ruhe erkläre und ihm zeige, warum das nicht hält, dann sollte er es doch verstanden haben. Das ist auch nicht schlimm, so einen Fehler kann ich mit etwas Aufwand ausbessern.
Ein paar Tage später: der gleiche Lehrling bohrt wieder ein 8er Loch für einen 6er Dübel.
„Sag mal, was habe ich dir neulich erklärt?“ – „Ja, ja, ich weiß… aber ich dachte, das hält schon irgendwie.“
Nächste Woche: Wieder das gleiche.
„Sechser Loch für sechser Dübel. Wie oft muss ich dir das noch erklären?“
Geistliche Lernresistenz
Lustigerweise bin ich manchmal genau so ein „Lehrling“ – nur nicht auf der Baustelle, sondern in meiner Beziehung mit Gott.
Da steht in der Bibel, dass ich mir keine Sorgen machen soll, weil Gott für mich sorgt. Ich lese es, nicke zustimmend – und sorge mich trotzdem.
Da fordert mich Jesus auf, anderen zu vergeben. Ich weiß, dass es richtig ist. Aber dann kommt eine Situation, in der ich nachtragend bin.
Da sagt Gott mir klar und deutlich, dass er einen guten Plan für mein Leben hat – aber ich zweifle immer wieder daran.
Ich kann mir richtig vorstellen, wie Gott manchmal den Kopf schüttelt:
„Wie oft muss ich dir das noch erklären?!“
Lernen heißt dranbleiben
Ich erwarte von meinen Lehrlingen, dass sie mit der Zeit dazu lernen und aus ihren Fehlern klüger werden. Und genauso will Gott, dass wir geistlich wachsen.
Die gute Nachricht: Gott gibt uns nicht auf, selbst wenn wir mal „lernresistent“ sind. Er ist geduldig mit uns und bringt uns immer wieder auf den richtigen Weg.
In der Bibel steht:
„Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.“ – Psalm 32,8
Das heißt aber auch: Ich muss bereit sein, mich unterweisen zu lassen.
Ich will mir vornehmen, nicht immer die gleichen Fehler zu machen. Ich will lernen, was Gott mir beibringen will. Und wenn ich mal wieder ein „8er Loch für einen 6er Dübel“ bohre, dann will ich es beim nächsten Mal besser machen.
Und wie ist das bei dir? Lässt du dich von Gott unterweisen – oder muss er dich immer wieder erinnern?