Wie immer bei den Zeltlagerpraxis-Beiträgen berufe ich mich auf die Erfahrungen von der AJC-Jungscharfreizeit. Schreibt eure eigenen Erfahrungen in die Kommentare.

Zeltlager, strahlender Sonnenschein und der spontane Entschluss: Wir gehen schwimmen. Also packt man alle Teilis in die Autos und fährt zum nächsten Freibad, bezaht Eintritt und schon ist ein entspannter Nachmittag fertig organisiert.

Leider ist es üblicherweise nicht ganz so einfach. Wenn ihr nur mit zehn Personen in ein großes Freibad geht, kann das so funktionieren. Aber wenn eine Horde von knapp 100 Teilis plus Mitarbeitende im nächsten Dorffreibad auftaucht, wird das vielleicht schwierig…

Ich gehe in diesem Beitrag eher auf die grundsätzliche Organisation eines Badeausflugs ein. Das Thema Sicherheit wird dabei angeschnitten, aber nicht bis zum Ende ausgeführt. Dazu könnt ihr euch unter dlrg.de/ informieren.

WICHTIG! Ich fasse hier zusammen, was ich für richtig und wichtig halte. Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, was man beachten muss. Allerdings können mir auch Fehler unterlaufen sein. Oder ich habe etwas vergessen. Macht mich dann bitte darauf aufmerksam.
ICH ÜBERNEHME KEINE VERANTWORTUNG FÜR EUER ZELTLAGER ODER EURE GRUPPENSTUNDE.

Vor der Freizeit

Die Anmeldung

Sorry, wenn ich damit nerve, aber die Vorbereitung für einen Badeausflug geht schon vor der eigentlichen Freizeit los. Auf der Anmeldung sollte schon von jedem Teili abgefragt werden, ob und wie gut er schwimmen kann. Das wird dann den jeweiligen Gruppenmitarbeitenden vor dem Ausflug mitgeteilt, damit sie besonders auf die Nichtschwimmer achten können.

Wenn ihr die Teilis nicht kennt, solltet ihr am Anfang auch die „Schwimmer“ noch mal besonders beobachten. Sowohl die Teilis selbst, als auch die Eltern überschätzen die Schwimmkünste manchmal…

„Unabhängig vom Alter gilt: Das Frühschwimmerabzeichen (Seepferdchen) ist noch kein Nachweis für sicheres Schwimmen. Wer bisher also nur das Seepferdchen erworben hat, muss weiterhin intensiv beim Schwimmen beaufsichtigt werden. “ (Quelle https://www.dlrg.de/informieren/ausbildung/schwimmabzeichen/ )

Das Bad

Außerdem sollte eine verantwortliche Person im Vorfeld mit einem Frei- und einem Hallenbad in der Nähe abklären, ob ein ganzes Zeltlager auf einen Schwung in das Bad kann. Dann habt ihr je nach Wetter eine Option.

Im Freibad ist die Sache meist weniger komliziert, da auch mehr außerhalb des Wassers gemacht werden kann. Verschiedene Spiele einpacken und in der Sonne spielen.

Im Hallenbad ist die Lage etwas beengter. Je nachdem, wie groß das Bad ist, kann so eine Jugendgruppe ganz schön was ausmachen.

Plant eventuell mal ein „Testbaden“, falls ihr das Bad nicht kennt. Es gibt definitiv anstrengendere Vorbereitungen.

Hier mal ein paar Stichpunkte, die ihr am besten im Vorfeld mit dem Bad abklärt.

• Kann das Bad grundsätzlich alle eure Teilis aufnehmen?
• Hat das Bad kurzfristig genügend Aufsichtspersonen, oder müsst ihr auch welche stellen?
• Wenn ja, müssen das Rettungsschwimmer sein?
• Wieviel Vorlauf brauchen die Betreiber, bevor ihr dort ankommt? Meistens steht das Programm ja im Vorfeld. Aber wenn das Wetter nicht mitspielt solltet ihr klären ob ein Anruf kurz vorher reicht. Dann könnt ihr das Programm schieben.
• Wir waren schon in einem Schwimmbad, in dem jeder „Schwimmer“ eine Bahn unter Aufsicht des Schwimmeisters schwimmen musste.
• Wie wird der Einlass organisiert? An der normale Kasse oder einem Seiteneingang? Die verantwortliche Person sollte am besten schon etwas früher anrücken. Damit stressfrei abgeklärt werden kann, wie die Teilis möglichst schnell vom Parkplatz ins Bad kommen.
• Kosten: Vielleicht könnt ihr einen Rabatt aushandeln, wenn ihr mit vielen Teilis kommt. Fangt aber nicht erst am Einlass zu feilschen an.
• Darf etwas zum Essen mit ins Bad gebracht werden? Wenn ja, organisiert das Küchenteam ein Fass Tee, Apfelschnitz und Butterkekse oder so.
• Gibt es eventuell sogar einen Platz auf der Liegewiese, der für euch reserviert wird? Meistens eher am Rand, aber es ist cool, wenn man unter sich ist.

Am See? Oder am Fluss?

Am See oder am Fluss habt ihr deutlich weniger Organisation im Vorfeld. …oder auch nicht.

• Ob Schwimmer oder Nichtschwimmer müsst ihr ebenfalls abklären.
• Außerdem kann es auch an einem See- oder einem Flussufer vorkommen, dass ziemlich viel los ist. Und im Gegensatz zum Freibad wird da nichts für euch reserviert.
• Rettungsschwimmer müsst ihr da ziemlich sicher selber stellen. Und die Gruppen-MA müssen deutlich mehr auf „ihre“ Teilis aufpassen.
• Wenn ihr mit vielen Fremden durcheinander liegt, ist es besonders wichtig, darauf zu achten, dass kein Teili am Ende vergessen wird.

Unter https://www.dlrg.de/informieren/freizeit-im-wasser/sicherheitstipps gibt es Hinweise für das Schwimmen in offenen Gewässern.

Logistik

Baden gehen schön und gut, aber wie kommt ihr hin?

Zu Fuß ist das unkomplizierteste. Wenn das Bad in der Nähe ist, wandert hin. Oder verknüpft das Baden mit einem ganzen Wandertag. Allerdings muss dann auch ein Mittagessen vor oder im Bad organisiert werden.

Je nachdem auf welchen Straßen ihr unterwegs seid, sind Mitarbeitende mit Warnwesten am Anfang und am Ende eine gute Idee. Achtet auf die Verkehrsregeln.

Wenn ihr nicht zu Fuß gehen könnt, ist ein Bus eine Alternative. Der muss allerdings ebenfalls im Vorfeld organisiert werden. Wenn das Wetter am geplanten Tag nicht passt, seid ihr vermutlich nicht besonders flexibel. Bezahlt ihr den Fahrer den ganzen Nachmittag? Oder sind das zwei seperate Fahrten?

Wir haben doch genügend Autos da. Nehmen wir doch die. Gute Idee. Und auch nicht. Rein rechtlich seid ihr unter Umständen Reiseveranstalter. Und eure Privatfahrzeuge sind nicht entsprechend versichert. Bei einem Blechschaden findet ihr vermutlich eine Lösung. Aber spätestens wenn Personen verletzt werden, ist dann Schluss mit lustig. Fragt bei eurer Versicherung (also der eures Vereins oder eurer Gemeinde) nach.

Falls ihr von der Versicherung ein OK bekommt, müsst ihr euch an die Verkehrsregeln halten. Habt ihr genügend Kindersitze für die Kleineren? Manche Veranstalter geben eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, eine Mindest-Fahrpraxis von X Jahren und/oder ein Mindestalter für Fahrende vor.

In Zeiten von Navis sollte Kolonnenfahren nicht nötig sein. Jeder Fahrer bekommt die Adresse und fährt eigenständig. Damit sollte auch das in den 1990ern vorkommende „Ich muss noch bei Gelb über die Ampel, sonst weiß ich nicht wohin“ unnötig sein.

Am Badetag

Am Badetag selbst müsst ihr einiges organisieren.

• Geht in der MA-Besprechung (am Morgen) die grundsätzlichen Baderegeln der DLRG durch. Es ist gut, wenn man die noch mal kurz vorher gehört hat.
• Macht rechtzeitig im Programmpunkt vor dem Baden oder beim Essen eine Durchsage, dass ihr baden geht. (Tagesleiter?)
• Die Gruppen-MA müssen vor allem bei jüngeren Teilis darauf achten dass alles Nötige in einen Rucksack gepackt wird. Badekleidung, Handtücher, Waschzeug, Sonnenschutz, Schwimmbrillen…
• Da bei uns auf der AJC-Jungscharfreizeit das Geld auf der Lagerbank liegt und die Teilis üblicherweise kein Bargeld haben, muss diese noch öffnen und Geld auszahlen. Eintritt bezahlt die Jungscharfreizeit. Aber die obligatorischen Schwimmbadpommes oder ein Eis müssen die Teilis selber zahlen.
• Jemand aus dem Team sollte je nachdem noch Kartenspiele, Frisbee, Wickingerschach, Cornhole… einpacken und am Ende des Tages wieder mit auf den Zeltplatz bringen.
• Das Küchenteam sorgt gegebenenfalls für Essen und Getränke.
• Gehen alle Teilis mit? Sind welche krank oder bleiben auf dem Zeltplatz? Das müssen die Gruppen-MA im Vorfeld wissen und für eine Aufsicht (mit kurzfristigem Alternativprogramm? ) auf dem Platz sorgen.
• Sagt den Teilis schon im Vorfeld, wann sie das Wasser verlassen sollen. Dann müsst ihr nur Einzelne persönlich aus dem Wasser zitieren 😉 Denkt daran, dass die Teilis noch duschen sollten. Plant entsprechend Zeit ein.
• Außerdem sind die Gruppen-MA verantwortlich, dass alle Teilis aus ihrer Gruppe, die ins Bad gehen, dieses auch wieder verlassen. Bei kleineren Lagern, könnt ihr evtl auch eine Liste für alle Teilis nehmen und abhaken.
• Stellt ein bis zwei Personen ab, die noch mal über die Liegewiese gehen und in die Umkleiden schauen, damit nichts leigen bleibt.
• Wo hält der Bus? Wie wird das Einsteigen organisiert?
• Wann geht es zurück? Und wo steht der Bus dann?
• Wenn ihr zurück auf dem Zeltplatz seid, müssen die Gruppen-MA dafür sorgen, dass die nassen Badesachen zum Trocknen aufgehängt werden und nicht nass im Rucksack oder im Koffer landen.
• Je nach Temperatur müssen sie auch darauf achten, dass die Teilis trockene Sachen anziehen und die Haare trocknen. Eure Kranken-MA sind euch dafür dankbar.
• …

Ich hoffe, dass ich jetzt ziemlich alles abgedeckt habe. Wie oben schon erwähnt, nehme ich Kritik gerne entgegen und ändere noch mal was, falls mir Fehler unterlaufen sind.

Weitere Infos zum Thema

Ich habe noch eine Broschüre von der DLRG gefunden, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Bei „Praxis-Jugendarbeit“ gibt es einen ausführlicheren Beitrag zum Thema Aufsichtspflicht und Baden in Seen und Flüssen

Alle Beiträge aus der Zeltlagerpraxis

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