Ich steh‘ an deiner Krippe hier,
o Jesu, du mein Leben;
ich komme, bring‘ und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel‘ und Mut, nimm alles hin
und laß dir’s wohl gefallen.
Endlich Feierabend. Es war ein anstrengender Tag, an dem einiges auf der Baustelle nicht so gelaufen ist, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Alles hatte damit angefangen, dass eine Steuerung gelegentlich nicht das machte, was sie sollte. Schon seit ein paar Wochen diskutierten wir mit den Herstellern, bis diese ein Ersatzteil schickten. Die Kunden waren verständlicherweise nicht besonders begeistert, dass das so lange gedauert hat, bis ich wieder vor Ort war.
Aber heute war der Tag. Das Ersatzteil war gekommen und ich fuhr auf die Baustelle. Es war ein ziemliches Gefummel, bis alle Drähte und Stecker wieder angeschlossen waren. Als ich dann die Steuerung wieder in Betrieb nehmen wollte, machte sie gar nichts. Auch nicht das kleinste Bisschen.
OK. Da habe ich wohl etwas falsch angeschlossen. Aber es hatte nicht geknallt oder geraucht. Das wäre ein echtes Problem. Dass es gar nichts macht ist erstmal nicht schlimm. Ich hatte ja fotografiert, wie das originale Teil angschlossen war. Also nochmal genau vergleichen… Aber alles war so wie vorher. Nochmal an jedem Draht und Stecker wackeln. Alles fest und sauber angeschlossen.
Nächster Schritt: Hotline des Herstellers anrufen. Eigentlich sollte ich in den Einstellungen nichts mit dem Laptop ändern müssen. Aber irgendwo muss ich einen Fehler gemacht haben, sonst würde es ja funktionieren.
Also rufe ich die Hersteller an und höre Wartemusik. Na toll. „Der nächste Mitarbeiter ist für sie da…“ erzählt mir eine Stimme. Nach genau drei Minuten bricht die Verbindung ab. Nächster Anruf: drei Minuten und Abbruch. Über eine halbe Stunde und eben zehn erfolglose Anrufe später beschließe ich: ich baue das alte Teil wieder ein. Und sobald ich damit die Steuerung in Betrieb nehme, geht es wieder. Vermutlich immer noch mit Fehlern, aber es geht. Da hatte mir der Hersteller wohl ein defektes Ersatzteil geschickt.
Jetzt muss ich nur noch dem Kunden und später in der Firma meinem Chef schonend beibringen, dass es weiterhin Aussetzer geben wird und ich nochmal mit einem Ersatzteil anrücken muss. Du wirst es richtig vermuten: Keiner war glücklich darüber.
Endlich ist Feierabend. Die Laune ist logischerweise im Keller. Im Auto läuft eine Weihnachtsplaylist. Da kommt eines meiner Lieblingsweihnachtslieder: Ich steh an deiner Krippe hier. Paul Gerhardt hat den Text um 1653 geschrieben und stellt sich dabei vor, wie er vor Jesus an der Krippe steht und alles was er von Gott empfangen hat als Geschenk an das kleine Kind zurück gibt.
Ich steh‘ an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben;
ich komme, bring‘ und schenke dir, was du mir hast gegeben.
Immer noch wütend denke ich bei mir: „Da würde sich das Christuskind nicht besonders freuen, wenn ich ihm diesen blöden Tag, den er mir heute gegeben hat, an die Krippe bringen würde!“
Als ich noch etwas länger darüber nachdenke, wie Jesus wohl reagieren würde, kommt mir Matthäus 11,28 in den Sinn. Dort steht: Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.
Jesus will anscheinend, dass ich meine Probleme zu ihm bringe. Das weiß ich eigentlich schon lange. Aber in diesem Moment entdecke ich das wieder mal ganz bewusst. Jesus interessiert sich für mich. Nicht nur für das, was in meinem Leben gut läuft. Noch während der Fahrt sage ich ihm im Gebet, warum ich gerade echt wütend bin. Und ich merke, das tut mir gut.
Ich wünsche dir, dass auch du die Erfahrung machst, dass du mit allem zu Jesus kommen kannst. Mit allem, was dich freut. Aber auch mit allem, was dich belastet.
Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Matthäus 11,28