Geländespiele sind die Highlights vieler Freizeiten, Zeltlager und Jungschargruppen. Doch ein gutes Geländespiel zu entwickeln, vorzubereiten und erfolgreich durchzuführen, erfordert Planung und Begeisterung. In diesem Beitrag gebe ich euch (hoffentlich) hilfreiche Tipps und Ideen an die Hand, wie eure nächsten Geländespiele zu unvergesslichen Abenteuern werden.
Ich definiere jetzt mal alles als Geländespiel. Natürlich sind mit diesem Begriff auch Stadt- oder Dorfspiele gemeint.
Grundsätzlich
Erst mal grundsätzlich ein paar Kategorien, in die man Geländespiele einteilen kann:
1. Schatz- und Schnitzeljagden
- Klassisches Geländespiel, bei dem Hinweise gesucht werden müssen, um einen Schatz zu finden.
- Stark storyorientiert, einfach umzusetzen und sehr beliebt bei Kindern.
2. Strategiespiele
- Fokus auf Planung, Teamarbeit und taktisches Vorgehen.
- Beispiele: „Capture the Flag“, „Schmugglerspiel“.
3. Orientierungsspiele
- Umgang mit Karten, Kompass und Geländekenntnissen steht im Vordergrund.
- Beispiele: Orientierungsläufe, Rallyes.
4. Nachtspiele
- Spannend durch Dunkelheit, Taschenlampen, Laternen.
- Fördern Mut und Zusammenhalt, oft mit Gruselelementen verbunden.
5. Rollenspiel- und Abenteuerspiele
- Mitarbeitende spielen Charaktere, aufwendige Verkleidungen und detaillierte Geschichten.
- Intensives Eintauchen in eine Fantasiewelt, sehr abenteuerlich.
6. Survival- und Wildnisspiele
- Spielerisch grundlegende Überlebenstechniken und Naturwissen vermitteln.
- Feuer machen, einfache Unterkünfte bauen, Orientierung ohne Hilfsmittel.
7. Stationenläufe
- An verschiedenen Stationen werden Aufgaben erledigt.
- Alle erledigten Aufgaben ergeben eine Lösung.
8. Kooperative Spiele
- Im Vordergrund steht gemeinsames Lösen einer Aufgabe, kein direkter Wettbewerb.
- Gut geeignet, um Gruppenzusammenhalt zu fördern.

Entwicklung eines Geländespiels
Wenn ihr ein Geländespiel von Grund auf entwickelt, passt es exakt zu eurem Programm. Das ist wichtig, wenn ihr in einem Zeltlager oder einer Gruppenstunde ein bestimmtes Thema habt.
Alternativ könnt ihr auch auf vorgefertigte Spiele zurückgreifen. Hier ein paar Quellen:
- Die Jungscharwerkstatt
- Praxis Jugendarbeit
- Jugendleiter Blog (Teilweise hinter Paywall)
- Freizeitenguru
Spielidee & Story
- Abenteuerliche Rahmengeschichte erfinden (Schatzsuche, Piraten, Agenten, Survival, Mittelalter).
- Geschichte soll Teilis mitreißen und begeistern.
Wichtige Bestandteile eines guten Geländespiels
- Stationen, die Spaß machen: Jede Station sollte für die Mitarbeitenden selbst eine Lieblingsstation sein.
- Verkleidete Mitarbeitende: Rollen klar definieren und durch Verkleidungen das Erlebnis steigern.
- Abenteuercharakter und Rollenspielgefühl: Teilis sollen tief in die Story eintauchen.
- Klare Erklärung und Regeln zu Beginn: Klare Handlungsanweisungen, deutlich kommuniziertes Ziel. Dabei sollten die Regeln nicht zu komplex sein.
- „Böse“ Mitarbeitende. Klingt jetzt gemein, aber vor allem bei großen Altersspannen sind Mitarbeitende wichtig, die die Mission erschweren. Diese gehen gemäß der Leiterwillkürkonstante vor allem gegen stärkere Teilis vor und lassen die schwächeren in Ruhe.
Ein gelungenes Geländespiel startet immer mit einer kreativen Idee und einer packenden Geschichte. Ob Schatzsuche, Agentenmission, Piratenabenteuer oder Survival-Challenge – eine spannende Story begeistert die Teilis und lässt sie voll in das Spiel eintauchen. Was ist das Thema eures Zeltlagers? Wie könnt ihr dieses in ein Spiel umsetzten?
Beispiele: Bei Mose in der Wüste müssen die Teilis Manna einsammeln und Wachteln fangen, bei einem Zirkuszeltlager entlaufene Tiere einfangen und im wilden Westen Siedlungen aufbauen.
Neben dem Abenteuerfaktor haben Geländespiele weitere wichtige Ziele. Sie fördern Teamfähigkeit, strategisches Denken und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Wichtig dabei ist, dass ihr euch als Mitarbeitende immer bewusst seid: Der Spaß und das Erlebnis der Teilis stehen absolut im Vordergrund – eure eigenen Vorlieben sind zweitrangig!
Was macht ein Geländespiel besonders gut?
Zum einen sollten eure Stationen abwechslungsreich sein und sowohl die Teilis als auch euch selbst als Mitarbeitende begeistern. Jede Station sollte das Potenzial haben, eure persönliche Lieblingsstation zu sein. Außerdem bringen verkleidete Mitarbeitende, die aktiv in verschiedene Rollen schlüpfen, einen großen Mehrwert: Sie verstärken das Gefühl eines echten Abenteuers und machen das Spiel für die Teilis lebendiger und spannender.
Achtet auf variierende Schwierigkeitsgrade, damit alle Teilis herausgefordert, aber nicht überfordert werden. Gerade bei jüngeren Kindern sorgt eine schnelle Erfolgserfahrung zu Beginn dafür, dass Motivation und Spielfreude steigen. Einfache Aufgaben sorgen für Spaß und schnellen Einstieg. Komplexere Herausforderungen wie Rätselstationen oder handwerkliche Tätigkeiten (z.B. Hämmern oder Sägen) sorgen dafür, dass das Spiel auch langfristig spannend bleibt.
Vorbereitung des Geländespiels
Theoretisch steht das Spiel, jetzt geht es an die Umsetzung im Gelände.
Die richtige Vorbereitung eines Geländespiels ist entscheidend für dessen Erfolg. Besonders im Wald ist eine vorherige Absprache mit dem zuständigen Förster unerlässlich – insbesondere bei Nachtgeländespielen. Das Gelände sollte gut zugänglich, übersichtlich und sicher sein. Klare Grenzen des Spielgebiets sind wichtig und können gut sichtbar mit Flatterband markiert werden. Stationen und Schatzverstecke müssen im Voraus sorgfältig aufgebaut oder vorbereitet werden. Schaut euch im Vorfeld schon mal das Gelände an.
Nutzt das Gelände kreativ, integriert natürliche Elemente und achtet darauf, Gefahrenstellen wie Wurzeln, Sandkuhlen oder Gewässer frühzeitig zu identifizieren und zum Beispiel mit Flatterband abzusichern.
Plant zudem eine Getränke- und Snackstation ein, an der Teilis vor allem an heißen Tagen während des Spiels Energie tanken können. Stellt außerdem Müllsäcke bereit, um Snackverpackungen und andere Abfälle sofort einzusammeln und so die Natur sauber zu halten. Für die Sicherheit aller Beteiligten solltet ihr unbedingt einen Erste-Hilfe-Kasten bereithalten und idealerweise auch einen „Sanitäter“ oder eine „Krankenschwester“ vor Ort haben.
Vergesst nicht, am Ende des Spiels das Gelände gründlich aufzuräumen und alles in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Dann lässt euch der Förster auch nächstes mal wieder in den Wald
Durchführung des Geländespiels
Alles ist aufgebaut. Dann kann es ja los gehen.
Ihr erklärt die Spielregeln am besten noch auf dem Zeltplatz bzw im Gemeindehaus. Da könnt ihr vielleicht sogar von der Bühne aus mit einem Mikrofon arbeiten. Schreibt euch die Regeln auf, damit ihr nichts vergesst. Die Fragen der Teilis solltet ihr erst beantworten, wenn ihr mit erklären fertig seid. Viele Fragen klären sich von selbst.
Die Gruppeneinteilung sollte auch noch hier erfolgen. Es ist einfach übersichtlicher, wenn nicht tausend Bäume um euch rum stehen. Der Weg in den Wald sollten dann schon in den Gruppen stattfinden. Je ein Mitarbeitender sollte die Gruppe „zusammenhalten“.
Im Gelände ist eine Stadiontröte oder ähnliches hilfreich. Als Start- und Endsignal oder um verschiedene Phasen eines Spiels einzuleiten.
Eine gute Idee bei nicht allzu komplexen Spielen ist, mehrere Runden zu spielen. So können zwischendrin alle an einem Sammelpunkt zusammen kommen. Gegebenenfalls könnt ihr die Regeln noch ein bisschen anpassen und kleinere Fehler in der Planung beheben.
Umgang mit Langeweile oder Motivationsproblemen
Wie schon mal erwähnt solltet ihr schnelle Erfolgserlebnisse zu Beginn des Spiels sicherstellen. Wenn ein Team nach einer gewissen Zeit noch keine Punkte erzielt hat, kann die Stimmung kippen.
Auch kurze Orientierungshilfen können Wunder wirken: Manchmal scheuen sich Teilis, weiter entfernte Stationen aufzusuchen. Ein paar gezielte Hinweise auf besonders spannende Aufgaben oder interessante Orte im Gelände können hier sehr hilfreich sein. Bei Dorfspielen mit Stationen sollte eventuell schon im Vorfeld eine Karte mit Stationen ausgegeben werden.
Ganz entscheidend für den Erfolg eures Spiels ist außerdem die Haltung der Mitarbeitenden. Wer begeistert ist, steckt auch andere an. Spielt aktiv mit, begleitet Teilis, die Schwierigkeiten haben, und sorgt dafür, dass niemand verloren geht oder zurückbleibt.
Geländespiel vorbei. Und dann?
Am Ende eines Geländespiels steht schließlich die Nachbereitung. Wenn ihr den Programmpunkt als Team vorbereitet habt, setzt euch möglichst noch am selben Tag zusammen.
Nutzt die Gelegenheit, von den Teilis und Mitarbeitenden Feedback einzuholen. Was lief gut, was könnte man verbessern? Haltet diese Erfahrungen fest, denn nur so könnt ihr euch immer weiter verbessern und sicherstellen, dass eure Geländespiele auch zukünftig zum Highlight jeder Freizeit werden.
Stichwort: Wetter
Das beste Geländespiel macht unter Umständen keinen Spaß, wenn das Wetter nicht mitspielt. Sengende Hitze oder strömender Regen können schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Dann ist es gut, wenn ihr einen Plan B habt und eventuell Programmpunkte tauschen. Wenn das Geländespiel zu einer bestimmten Geschichte an einem bestimmten Tag stattfinden sollte, seid ehrlich zu den Teilis und erklärt ihnen, warum das Programm nicht zur Geschichte passt.
Weitere Tipps zur wetterbedingten Programmänderung findet ihr in einem eigenen Beitrag.
Fazit
Seid kreativ und habt Spaß dabei, eure eigenen Geländespiele zu entwickeln und durchzuführen!
Achja, schickt mir eure selbst entwickelten Geländespiele, dann kann ich sie hier für andere Gruppen veröffentlichen. Dann lohnt sich euer Aufwand noch mal mehr.
Hier findet ihr fertige Geländespiele in der Jungscharwerkstatt